26. März 2024 / Allgemeines

Düstere Aussichten für Deutschlands einzige Wisent-Herde

Nach langem Streit hat ein Runder Tisch auf der Suche nach Lösungen für eine Wisent-Herde im Herbst 2023 Empfehlungen vorgelegt. Aber für das Projekt in NRW haben sich die Chancen noch verschlechtert.

Wie es mit der Wisent-Herde weitergeht, ist unklar.
von dpa

Für Deutschlands einzige frei lebende Wisent-Herde und das einst europaweit beachtete Artenschutzprojekt stehen die Chancen schlecht. Nach langem, lähmendem Streit und auch nach einer Lösungssuche an einem Runden Tisch im vergangenen Herbst zeichnet sich für das Projekt in Nordrhein-Westfalen weiter keine Perspektive ab. Die Voraussetzungen für eine Rettung des Projekts haben sich noch verschlechtert.

Die 40 Tiere befinden sich aktuell «in einem neu errichteten, rund 25 Hektar großen Managementgatter auf dem Gebiet der Stadt Bad Berleburg, sodass die Freisetzungsphase zurzeit beendet ist», sagte ein Sprecher des Kreises Siegen-Wittgenstein der Deutschen Presse-Agentur.

Nach anhaltendem Patt hatten die früheren Umweltminister Ursula Heinen Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne) am Runden Tisch empfohlen, die herumziehende Herde schnellstmöglich einzufangen und auf 20 bis 25 Tiere zu verkleinern - also mehrere Wisente zu Herden an anderen Orten in Europa zu transportieren. Mit der aufwendig vorzubereitenden Umsetzung sei bisher nicht begonnen worden, es liefen auch noch Abstimmungen «mit interessierten anderen Projekten im In- und Ausland», hieß es bei der Kreisverwaltung.

Tiere wurden für «herrenlos» erklärt

Unabhängig davon kam erschwerend hinzu: Der Eigentümer der Grundstücke, über die sich das Wisentgebiet im Kreis Siegen-Wittgenstein erstrecken sollte, hat dem Kreissprecher zufolge inzwischen mitgeteilt, dass seine Flächen unter den gegebenen Umständen für eine Fortführung des Projekts nicht mehr zur Verfügung stehen.

Eine zunächst achtköpfige Herde war im Wittgensteiner Land im Rothaargebirge freigesetzt worden - auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Bezirksregierung Arnsberg. Die Herde wanderte über das vorgesehene Projektgebiet hinaus und verursachte laut Waldbauern große Schäden an Bäumen. 

Streitigkeiten wurden teilweise auch vor Gericht ausgefochten. Im Herbst 2022 erklärte der Trägerverein die Tiere für «herrenlos» - und sich selbst für nicht mehr zuständig. Kreis und Land NRW zeigten sich verärgert, das Aus drohte schon damals.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein werde sich weiter bemühen, einen neuen Projektträger zu finden, berichtete der Kreissprecher nun. Es zeichne sich aber nicht ab, dass man Partner gewinnen könne. Es sei bisher auch niemand in Aussicht, der sich an einer vom Runden Tisch angedachten Stiftung finanziell beteiligen wolle.

Vom NRW-Umweltministerium hieß es auf dpa-Anfrage, bei dem Wisent-Projekt handele es sich um ein «von einem privaten Verein initiiertes und getragenes Projekt». Von den beteiligten Akteuren würden aktuell «die offenen rechtlichen, finanziellen und artenschutzfachlichen Fragen geklärt».


Bildnachweis: © Oliver Berg/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

Polarlichter bringen Deutschlands Nachthimmel zum Leuchten
Allgemeines

Polarlichter haben am Wochenende für ein buntes Spektakel am Nachthimmel über Deutschland gesorgt. Auslöser dafür war ein extrem starker Sonnensturm.

weiterlesen...
Portugiesische Nationalmannschaft trainiert am 14. Juni im Heidewald-Stadion
Stadt Gütersloh

Knapp 6000 Fans dürfen sich über kostenlose Karten freuen – Ausgabe von maximal vier Tickets pro Person im Rahmen...

weiterlesen...
„Mir ist wichtig, dass wir viel und offen sprechen“
Im Interview

Gespräch mit Pfarrer Thorsten Roland

weiterlesen...

Neueste Artikel

Hochwasser im Südwesten - Aufräumen und abwarten
Allgemeines

Noch sind die Schäden des enormen Regens und Hochwassers im Saarland und in Rheinland-Pfalz nicht beseitigt. Doch für Dienstag steht schon neuer Regen an. Wie geht es in der Region weiter?

weiterlesen...
Skandal um infizierte Blutkonserven sollte vertuscht werden
Allgemeines

Bis zu 30.000 Menschen erhielten in Großbritannien kontaminierte Blutprodukte, mehr als 3000 starben an den Folgen. Nun rechnet ein Bericht schonungslos mit Regierung und Medizinern ab.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Hochwasser im Südwesten - Aufräumen und abwarten
Allgemeines

Noch sind die Schäden des enormen Regens und Hochwassers im Saarland und in Rheinland-Pfalz nicht beseitigt. Doch für Dienstag steht schon neuer Regen an. Wie geht es in der Region weiter?

weiterlesen...
Skandal um infizierte Blutkonserven sollte vertuscht werden
Allgemeines

Bis zu 30.000 Menschen erhielten in Großbritannien kontaminierte Blutprodukte, mehr als 3000 starben an den Folgen. Nun rechnet ein Bericht schonungslos mit Regierung und Medizinern ab.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner